Ein Bericht von Saif Galib (E-Jahrgang Sportprofil):
Die Tage bei den Special Olympics waren für Enbiya und mich ein echtes Erlebnis, ehrlich gesagt, wir waren total geflasht. Wir wurden herzlich aufgenommen, die Stimmung war von Anfang an unglaublich, und die Zuschauer haben uns wie Stars supportet.
Die Eröffnungsfeier auf dem Athletenplatz in Lübeck war schon ein echtes Highlight: Die Tribüne war brechend voll – ich würde nicht lügen, wenn ich sage, dass da bestimmt 3.000 Menschen waren. Sportler, Familien, Fans – alle vereint. Um 16:30 Uhr ging's mit Reden, Musik und Gänsehautmomenten los. Danach wurden wir Unified-Staffelläufer sogar vom Bürgermeister ins Rathaus eingeladen. Es gab Getränke, Lübecker Marzipan (Legende!) und eine schöne Rede. Eine Kinder-Tanzschule hat mit einem Friedens-Tanz das Ganze perfekt abgerundet. Einige von uns wurden sogar von SAT.1 interviewt – das war echt beeindruckend.
Am nächsten Tag waren wir als Supporter unterwegs, und das mit Herz und Energie. Wir feuerten alle an: beim 5km Lauf, beim Rollstuhlrennen, Speerwurf und mehr. Einige Athletinnen und Athleten haben sich sogar direkt für weitere Runden qualifiziert, manche holten schon an dem Tag ihre Medaillen. Der Stolz in ihren Augen? Unbezahlbar.
Mittwoch war dann unser großer Tag. Der Lauftag.
Wir waren fokussiert, motiviert, wir wollten zeigen, was in uns steckt. Vor dem Lauf haben wir uns gemeinsam mit unserem Team und auch dem Unified-Mädchenteam warmgemacht. Dann kam plötzlich die Info: Wir dürfen nur die 400-Meter-Staffel laufen, nicht auch die 100 Meter, da zu wenig Pause zwischen den beiden Rennen war. Das war erstmal ein Dämpfer, weil wir bei 100 Metern eigentlich noch stärker sind. Aber wir haben den Kopf nicht hängen lassen. Wir waren da, um alles zu geben.
Ich (Saif) war Läufer Nummer zwei, Enbiya Nummer drei.
Ich bekam den Stab, die ersten 100 Meter liefen wie im Rausch, mein Körper fühlte sich leicht an, bis zur letzten Kurve. Plötzlich: Alles wurde schwer, ich sah schwarz, mein Kopf war wie leer. Und dann, wie ein Blitz, sehe ich Enbiya vor mir winken, und ich höre ihn rufen: „Saif, du Hund! Ich hau dich, wenn du nicht ankommst!" – das hat mich sowas von gepusht. Ich schaffte es, übergab den Stab, und Enbiya zog durch. Wie er sich dabei gefühlt hat, kann ich nicht sagen, aber er ist gelaufen, als würde es um sein Leben gehen.
Am Ende: 4 Minuten 27 Sekunden. Neun Sekunden schneller als unser vorheriger Rekord. Für eine Unified-Staffel ist das top, sogar im internationalen Vergleich.
Und das Beste: Wir haben uns fürs Saarland qualifiziert. Dort findet die Bundesauswahl statt, wer weiß, vielleicht geht's für uns 2027 nach Chile zu den Special Olympics Weltspielen.
Was ist Unified?
Zwei Sportler aus dem Regelsport, in unserem Fall Enbiya und ich laufen gemeinsam mit zwei Athletinnen oder Athleten mit geistiger Beeinträchtigung. In unserem Team: echte Kämpfer, die alles gegeben haben. Genauso wie im Mädchenteam mit Anice und Lynette, die genauso alles gegeben haben.
Die Nächte verbrachten wir alle zusammen in der Jugendherberge, das war echte Teamzeit. Wir haben gelacht, trainiert, motiviert. Und morgens? Naja – da mussten Enbiya und ich unsere Teampartner mit voller Lautstärke und offener Fensterpower wecken. Sonst wären wir heute noch dort.
Ein Moment, der uns besonders berührt hat: Unsere Klasse ist mit Herrn Eschkötter extra aus Tornesch angereist, um live dabei zu sein und uns zu supporten. Das war ein echtes Zeichen von Zusammenhalt. Danke auch an die Schule, ohne ihre Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen.
Fazit
Diese Tage waren mehr als nur Sport. Es war Respekt, Gemeinschaft, Herz. Und ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein. Wir haben nicht nur Medaillen geholt, wir haben Geschichten geschrieben, und Enbiya und ich sind froh, dass wir sowas nächstes Jahr wieder erleben dürfen.
Ein Zeitungsartikel zu den Special Olympics finden Sie hier.
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